Freitag, November 03, 2006

Ponferrada - der Altar in der Kapelle San Niclás



28. Juni 2006 Der Camino verläßt micht nicht.
Ich sitze gerade im Flughafen Santander und warte auf meinen Flieger. Mir gegenüber schläft Martin, der Engländer. Er ist den Camino del Norte gegangen und fliegt heute zurück nach London.

Der Zauber des Caminos geht zu Ende und läßt mich doch nicht los, die netten Menschen außer Martin vom Camino del Norte sind auf dem Camino geblieben, ich höre einem deutschen Tourist zu, wie er sich über die Pilger lustig macht und schreite doch nicht ein, die Großstadt, die lästernden Menschen und der Alltag hat mich wieder. So langsam fange ich an zu ahnen, was ich in meinem Leben ändern muß. Ich habe die Natur liebgewonnen und die Großstadt fängt an, mich zu nerven. Ich habe mir Informationen über den Camino del Norte besorgt und freue mich auf die nächste Etappe Ponferrada – Santiago – Finisterre. Ich bin traurig, daß ich übermorgen wieder im Alltagsstreß bin.

Mich haben auch einige Gespräche mit den anderen Pilgern nachdenklich gemacht. Z. B. erzählte mir ein Franzose, den ich in der ersten Woche fast jeden Abend wiedersah, daß er fürchterlich wütend auf die französischen Gewerkschaften ist. Sie wollen immer mehr und mehr für ihre Leute. Und was ist mit den anderen? Mit denen, die nicht einer Gewerkschaft angeschlossen sind? 40-Stundenwoche ist doch wohl ein Witz, erzählte er. Er als französischer Koch ist froh, wenn er mal nur `ne 70-Stunden-Woche hat. Von Weihnachten und Sylvester ganz zu schweigen. In der Zeit geht man aus dem Haus, geht arbeiten, kommt früh morgens wieder nach Hause um ein paar Stunden zu schlafen und geht wieder arbeiten ... und so weiter. Später, ein paar Etappen weiter, traf ich noch einen anderen Koch, der in Paris arbeitete. Er als Russe hat schon überall in der Gastronomie gearbeitet. In Paris hat er mal erlebt, wie sich am Sylvesterabend ein Lehrling das Handgelenk brach und ohnmächtig geworden ist. An solchen Tagen ist in der Gastronomie die Hölle los und niemand hatte Zeit, sich um ihn zu kümmern, bis der Chef ihn mit dem Fuß unter den Tresen schob, damit die Gäste ihn nicht sahen. Später hat sich dann die Oma des Hauses um den Jungen gekümmert. Oder eine deutsche Herbergsmutter, die sich auf dem Camino selbständig gemacht hat und jeden Herbst Bäume pflanzt, damit wenigstens irgendwann etwas Schatten auf den endlosen Etappen der Meseta ist – sie erzählte mir ein

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