Dienstag, November 07, 2006

die Tochter und Nachfolgerin von Doña Feliza



Diese Frau ist die Tochter und Nachfolgerin von Doña Feliza. Sie bewirtete noch mit 90 Jahren die vorbeiziehenden Pilger auf Spendenbasis mit Kaffee, Brot und Obst. Manch ein Pilger konnte frische Feigen von ihrem Feigenbaum essen. Leider war ich zur falschen Jahreszeit da, die Feigen hatte ich selbst nicht entdeckt.

Ich bin ein klein wenig traurig, daß ich fast ein ganzes Jahr warten muß, bis ich mich wieder auf den Weg machen kann, doch die Zeit gibt mir die Gelegenheit, ein klein wenig spanisch zu lernen, damit ich den Priester in Santiago besser verstehen kann.


Kurz vor Nájera ca. 3 km vor Doña Feliza traf ich Miguel, der am Straßenrand lag und sich in der Morgensonne ausruhte. Er fragte mich nach einer Zigarette, die ich ihm gab. Wir spazierten den Rest des Tages nebeneinander her und Miguel redete unentwegt auf mich ein. Was er alles erzählte, kann ich nicht wiedergeben, weil ich nur ein Bruchteil davon verstand. Ich erzählte ihm von meinem Erlebnis in Viana bei der Pilgermesse. Ich wußte nicht, wie man die Oblate anzunehmen hatte und mußte mich vom Priester belehren lassen, was mir sehr peinlich war. Als ich den Begriff „sacerdote“ für Priester aussprach, brach Miguel plötzlich in schallendes Gelächter aus, weil ich das Wort falsch aussprach. Wir haben beide herzlichst gelacht.
Miguel gehört zu den Pilgern, die möglichst draußen übernachten. Er wollte sich die Übernachtungskosten sparen. Er ist selbständiger Maler und für ihn ist es schon ein riesiges Kunststück, sein Geschäft für sechs Wochen alleine zu lassen. In dieser Zeit fehlt ihm das Einkommen, die Familie will versorgt werden und die Kosten für das Geschäft fallen trotzdem an. Also schlief er hauptsächlich in Herbergen auf Spendenbasis, an Flußläufen, unter Bäurmen und vorzugsweise auf Friedhöfen, denn dort gab es immer Wasser und eine geschützte Ecke.

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