Samstag, April 04, 2009

Meine Emails nach Hause

Sent: Thursday, June 08, 2006 8:00 PM> Liebe Daheimgebliebenen,> ich habe tatsaechlich einen Internet-Anschluss gefunden und muss mich nunerstmal an die Tastatur gewoehnen.> Heute war mein erster Tag von Puente la Reina nach Lorca. Die Herberge, inder ich gelandet bin, ist noch nicht mal in meinen Internet-Ausdruckengewesen, weil sie erst im April eroeffnet hatte. Der Weg bis hierher warjedenfalls total klasse. Heute morgen, als ich die Jugendherberge in Bilbaoverliess, sah ich eine Anzeige, dass wir bereits um 8:55 26 Grad Celsiushatten.> In Pamplona mit dem Bus angekommen, hatte ich erstmal 1,5 Std Aufenthalt,bis der Bus nach Puente la Reina abfuhr. Um 15:00 war ich endlich da undhabe mich gleich auf den Weg gemacht. Die Sonne brannte, die Wasserflaschewar ratzfazz leer und das Geld rinnt mir so durch die Finger. Das ist hierschon die zweite Nacht, die mich ueber 20 Euro kostet. Ab morgen muss ichvorsichtiger sein, wo ich mir eine Uebernachtung suche.>> Die erste Etappe heute war ganz schoen heftig, es ging ueber 2 km einenLehmabhang steil bergauf. Unterwegs hatte ich rast gemacht und einitalienisches Ehepaar gesellte sich bald dazu. Miriam und Danielo. Danielohat ein Foto gemacht und spaeter noch eins, denn wir gingen eine ganze Weilezusammen. Spaeter bei einer Rast im naechsten Dorf versuchten mir beide zuerklaeren, dass sie in dem Zeitraum zwischen den beiden Fotos Schlangengesehen hatten. Da ich das spanische Wort fuer Schlange nicht kannte und dieUmschreibungen dafuer nicht verstand, hatten sie fast 10 Minuten gebraucht,mir den Sachverhalt klarzumachen. Jedenfalls hatte ich mich gewundert unddachte, "Mensch, wann gibt der auf, das kann doch nicht sooooo wichtig sein,was er mir da erzaehlen will." Als er dann das englische Wort "Viper"benutzte, verstand ich ihn dann doch. Jedenfalls passe ich ab jetzt beieiner Rast auf, wo ich mich hinsetze. Die Schlangen hier sind zwar nichtgiftig, aber beissen koennen sie doch. Ansonsten war der Weg heute totalschoen. Ich musste immer aufpassen, die Schmetterlinge nicht einzuatmen odertotzutreten, die mich heute die ganze Zeit umschwirrt haben. Ein anderes Malmusste ich aufpassen, wo ich hintrat, denn ein kleiner Vogel sass direkt vormir und schaute mich an, als wolle er sagen, na wer bist du denn, nun knipsmich doch wenn du willst. Ein Foto habe ich doch nicht von ihm gemacht,dafuer aber von einem Schmetterling. Ich wollte auch eine Weinrebefotografieren, der Weinanbau ist hier in der Region ganz besonders - dieReben waren noch ganz klein und um die Trauben zu fotografieren, haette ichden Zoom von dem Fotoapparat gebraucht. Aber der wollte gerade nicht sorichtig funktionieren, war wohl zu dunkel.>> So meine 15 Minuten Internet-Zeit sind wohl langsam vorbei. Bitte leitedie Mail an Delia und Sascha weiter, denn die Adressen habe ich vergessen,aufzuschreiben.>> Wir hoeren spaeter

> -- > Ich bin heute in Viana, irgendwie fliege ich hier immer aus dem Internetraus. Heute ist mein 3. Tag auf dem Jakobsweg und hier herrscht das totaleSprachenchaos. Mit Italienern spreche ich spanisch, mit Franzosen einMischmasch aus englisch und spanisch, da Franzosen am liebsten ihre eigeneSprache sprechen, fliesst franzoesisch mit ein. Ansonsten war der heutigeTag extrem lang. Um 7,00 Uhr bin ich gestartet und ca. um 16 Uhr angekommen.Hier sind 30 km ne Menge, wegen der Sonne und es geht staendig bergauf undbergab ueber Stock und Stein. Diese Bar mit dem Internet-Computer istschrecklich, es laeuft Fussball im Fernseher und dabei ist das das letzte,was ich hier auf dem Camino erwartet habe. Der Camino selber geht durchwunderschoene Naturschutzgebiete, manchmal ein wenig an der Strasse entlangund fuehrt hauptsaechlich ueber die kleinen Doerfer. Die Leute sind superherzlich hier, erst recht, wenn man wie ein Esel bepackt als Pilger in einDorf kommt. Eigentlich ist das Haupterkennungsmerkmal eines Pilgers dasSchuhwerk oder der Reisefuehrer. Aus welchem Land jemand kommt erkennt manan den Begruessungen, ob hallo, hola, bonne journo oder so. Englischsprechende Pilger gibt es hier wenig. Bisher habe ich nur einen Englaendergetroffen. Sprachschwiergigkeiten habe ich hier keine. Ich habefestgestellt, dass die meissten Leute hier erheblich mehrverstaendigungsschwierigkeiten haben als ich. Hier ist jedes Altervertreten, aber die Leute ab 50 ueberwiegen. Junge Leute unter 20 habe ichdieses Jahr noch nicht gesehen. Na ja, ist ja noch keine Ferienzeit oderSemesterende. Ich habe heute meinen 2ten Aufhoerversuch hinter mir, dasRauchen zu lassen. Bin hier wieder gescheitert. Mal sehen, das naechste malklappts bestimmt. Die Herberge hier ist schrecklich. 3stoeckige Betten.Alles weitere spaeter, meine zeit laeuft ab.>> Alles Liebe>

Sent: Monday, June 26, 2006 8:06 PM
> ich habe heute meinen letzten Tag auf dem Jakobsweg. Morgen geht mein Busnach Santander. Das sind jetzt 433.5 km dieses Jahr. Ich hoffe, mein Fluggeht uebermorgen wie geplant, denn ich kann den nicht ueberpruefen, weil ichdeine Kartennummer nicht habe. Ich werde morgen gegen 19:00 in Santanderankommen und habe wahrscheinlich keine Gelegenheit mehr, zum Flughafen zufahren um die Buchung zu ueberpruefen. Ich habe vor fuenf Tagen in Leon dieNonnen im Kloster gefragt, bis wohin ich kommen kann um den Flug vonSantander zu kriegen. Die Nonnen meinten, Ponferrada waere ideal und dannhaben sie mich zur Busstation geschickt, wo ich fragen konnte wann der Busfaehrt. Es gibt tatsasechlich nur einen Bus taeglich von Ponferrada, dieanderen Staedte, die ich noch unterwegs auf dem Jakobsweg hatte, waeren garnicht fuer mich in Frage gekommen, dort den Weg aufzuhoeren, denn es gabkein Bus nach Santander. Ich hatte also tatsaechlich noch 4 Tage fuer knapp100 km. Da meine Tagesetappen immer so zwischen 20 und 30 km lagen, war dasalso perfektes Timing.>> Alles weitere erzaehl ich dir spaeter. Antworte mir mal auf meine emails.> Und ueberpruef du doch mal bitte meinen Flug : W28RBC ist die Nummer.> Uebrigens hat mir heute jemand was ganz tolles gesagt. Er glaubt, ueberdem Jakobsweg liegt ein Zauber, denn hier versammeln sich die liebevollstenund herzlichsten Menschen der ganzen Welt. Er Hat Recht. Das Ehepaar, mitdem ich mich angefreundet habe, kommt aus Australien, der Kanadier istleider schon 2 Tage weiter, die beiden Italiener mussten wegenGelenkproblemen leider aufgeben, die beiden Amerikannerinnen sitzen geradeunten und egal, wo auch immer ich eintreffe, ich werde ueberall herzlichbegruesst. Es sind hier alle Nationalitaeten versammelt, sogar aus Korea,China und Japan. Es sind hier einige Belgier unterwegs die sind von zu Hauseaus gestartet, einer davon mit einem Esel, er ist ueberall Thema Nr. 1 undes wird gefragt: Habt ihr den Mann mit dem Donkey gesehen?> Eine Italienerin ist mit einem Pferd von zu Hause aus gestartet und nocheinige mehr. Es steht fuer mich fest, ich werde noch so lange den Caminogehen wie ich kann, denn hier ist die Welt mit den dazugehoerigen Leutennoch in Ordnung. Fast jeden Abend findet in der Herberge eine Messe statt,am Ende der Messe geben wir uns dann gegenseitig die Hand und wuenschen unsFrieden.> Wir brauchen uns nicht um das Morgen zu kuemmern, alles geschieht wie vonselbst, "passt sitzt und hat Luft" sagt man bei uns in Bremen. Ich freuemich auf naechstes Jahr und auf zu Hause, ein eigenes Bett, keiner derschnarcht, mit niemand die Dusche teilen zu muessen, ein Kuehlschrank undnatuerlich meine Gitarre. Bis uebermorgen

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