Dienstag, November 07, 2006

In einem der Dörfer kurz nach Santo Domingo de la Calzada ist mir was seltsames passiert. Es war Mittag und ich hatte im letzten Dorf gerade Rast gemacht und wollte eigentlich so schnell wie möglich weiter. Die Dörfer hier machten auf mich einen häßlichen und langweiligen Eindruck. Da hielt mich ein alter, kleiner, buckliger Opa an, der kaum spanisch sprach und machte mir mit Zeichensprache deutlich, ich solle reinkommen, mich setzen und Pause machen. Er zeigte mir ein paar Hühnerkäfige und sein ganzes Haus inclusive diverser Schlafzimmer und Bad. Er bot mir ein Bad, ein Bett und was zu essen an, aber ich lehnte immer freundlich ab. Ich wollte unbedingt weiter und dann bot er mir 50 € an. Ich schüttelte den Kopf und ging die Treppe wieder hinunter, da schloß er die Haustür ab, machte das Licht aus und ich sollte ihm einen Kuß geben. Er fasste mich an den Oberarm. Ich sagte mit energischer Stimme NO NO NO, packte meinen Rucksack und meine Wanderstöckchen und nahm eine bedrohliche Körperhaltung an. Er hatte Angst, seine Nachbarn würden mich hören und machte schnell die Tür wieder auf und ließ mich raus.
Ich hatte mich sehr geärgert, daß gerade mir so etwas passieren konnte und habe fast eine ganze Woche gebraucht, bis ich davon irgendjemand erzählen konnte. Ernst zu nehmen ist der Vorfall nicht, denn der Opa war alt und klapprig, selbst ein Kind hätte sich gegen ihn wehren können, doch mir wurde sofort klar, dass ich riesiges Glück gehabt hatte, der alte Mann hätte nur ein klein wenig Hilfe von jemand anderem gebraucht um mich zu überwältigen. Mir machte der Vorfall klar, daß es dumm und leichtgläubig ist, alle Menschen wären Pilgern gegenüber freundlich und hilfsbereit, denn zuerst bot er mir nur etwas zu trinken an.

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